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Klangtherapie in der Psychoonkologie

erschienen in:
Befund Krebs – Deutsches Magazin für Tumorerkrankte 04/ 2004

Kerstin Michel (Dipl.-Psychologin)

 â€žDie Vibrationen der Instrumente konnte ich deutlich in meinem Körper spüren, ich fühle mich bewegt und lebendig und habe einen neuen Zugang zu meinem Körper gefunden....“

„Die Klänge haben mich auf eine Reise in ferne Länder und in mein Inneres begleitet. Ich konnte tief Kraft schöpfen, mich wieder in einem Gefühl von Ganzheit erfahren...“

„Ich fühlte mich durch die Klänge eingehüllt und konnte mich in der Geborgenheit ausruhen, fallenlassen und meine Gefühle da sein lassen....“.

„In letzter Zeit hatte ich oft das Gefühl in einen Abgrund zu fallen, doch durch die wohltuenden Klänge durfte ich erleben, dass der Ab-Grund einen festen, stabilen Grund hat, der mich trägt!“

Einige Rückmeldungen von Teilnehmern einer Klangtherapiegruppe

Die Idee, dass Klänge und Musik ein Schlüssel zur Heilung von Körper, Seele und Geist sind, ist seit tausenden von Jahren auch der westlichen Kultur bekannt. Das Feld der im 20. Jhdt. benannten „Musiktherapie“ ist eines der ältesten und ganzheitlichsten der Medizin. Schon Pythagoras sang seinen Schülern beruhigende Melodien vor, basierend auf dem Wissen, dass Melodie und Rhythmus, welche kosmischen Gesetzen folgen, in der Lage sind, auch den Menschen in seiner Ganzheit zu harmonisieren. Musik wird zu Recht oft als die Sprache der Gefühle benannt, doch hat sie zudem die Fähigkeit, durch alle Ebenen unseres menschlichen Seins, bis hin zu spirituellen Dimensionen, Brücken zu bilden.

Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit. Das Wort Therapie stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie helfen, heilen, lindern und begleiten. Das Feld der Musiktherapie ist weit - die hier vorgestellte Klangtherapie ist eine Form der  rezeptiven Musiktherapie. Bei dieser Form geht es nicht um das aktive Spielen, sondern um das Hören und Spüren live gespielter Musik. Dabei kommen verschiedenste Weltmusik– oder Naturtoninstrumente (Gongs, Klangschalen, Rain Sticks, Ocean Drums, Klangspiele, Monochord, Sansula, etc.) zum Einsatz, die aufgrund eines alten Erfahrungswissens der Naturvölker, aber auch durch verschiedene neue musiktherapeutische Studien belegt, als heilsam, entspannend und unterstützend erkannt wurden.

 

Ablauf der Klangtherapie

In einem ruhigen Raum finden sich in einem zeitlichen Rahmen von eineinhalb Stunden bis zu 12 Menschen zusammen. Jede/r bekommt eine bequeme Matratze oder Yogamatte, ein Kopfkissen und eine Decke.

Um der Neugierde der Menschen für die oft noch nie zuvor gehörten Instrumente nachzukommen, werden die Instrumente vor der eigentlichen Sitzung vorgestellt und angespielt. Nachdem es sich die TeilnehmerInnen bequem gemacht haben, leitet die Klangtherapeutin verbal eine Reise durch den Körper zum Ankommen im gegenwärtigen Augenblick und bei sich selbst an. Danach beginnt die Therapeutin ohne verbale Begleitung mit dem Spielen der Instrumente. Dabei sind die Klänge bewußt ausgesucht, in dem Wissen um die Situation von vielen KrebspatientInnen. Denn viele kommen zu den Klangtherapiegruppen erschöpft und vom Alltagskampf ermüdet. Sie sehnen sich nach Ruhe und Entspannung und möchten „einfach abschalten“, mal nicht für andere sorgen, zu sich selber finden.

Manche erleben nach einer monatelangen Phase von Angst und Depression eine halbe Stunde, in denen sie so sein können, wie sie im  Moment sind, sich den Klängen überlassen können, sich getragen, geborgen und frei fühlen.

Die ausgewählten Instrumente zeichnen sich durch einfache Melodien oder gleichmäßige Klänge aus. Gerade die wiederholenden, monotonen Klänge, die wenig Anreiz bieten, führen meist in eine tiefe Ruhe oder lösende Innenweltreisen. Die Töne ermöglichen es, gerade weil sie so schnell vertraut werden, sich ihnen zu überlassen. Durch gezielte Veränderung der Klangstrukturen und Instrumente wird die Tiefe der Entspannung von der Klangtherapeutin beeinflußt. Die Ohren gewöhnen sich schnell an die Töne, erhalten die Botschaft, daß sie abschalten dürfen, nicht genau hinhören müssen und doch die Musik noch mitbekommen. Die Klangtherapeutin konzentriert sich auf ganz Elementares – Rhythmus, Melodie und Dynamik des Spiels sind untergeordnet.

 

Die Instrumente

Das Monochord zum Beispiel ist ein flacher, rechteckiger Holzkasten, ca. 150X25 cm, der auf der Ober- und Unterseite mit 25 Saiten bespannt ist, die auf ein und den gleichen tiefen, tragenden Ton gestimmt sind. Die Saiten des Monochords werden so angespielt, daß sie wie Wellen ineinanderfliessen - es entsteht ein wohlklingender Klangteppich. Über dem Grundton schwebt eine erstaunliche Fülle von Obertönen. Sie werden als leise Glocken, Flöten, zarte Stimmen oder eine Art Sphärenmusik wahrgenommen und haben eine tief entspannende Wirkung. Durch den Obertonreichtum werden Alphawellen in unserem Gehirn erzeugt, die den Geist in einen tiefen Meditationszustand versetzen. Die monochromen Klänge des Monochords ermöglichen ein schnelles Eintauchen in das Gefühl von Sicherheit und von Getragensein. Gerade diese Gefühle können nach den verschiedenen Verletzungen, die KrebspatientInnen durchstehen mussten, oft eine große Entlastung bedeuten.

Mit dem Einsetzen des Bronzezeitlalters ca. 3500 v.Chr. entstanden die ersten klingenden Bronzeobjekte. Besonders in Südostasien entwickelten sich daraus Gongs in verschiedenen Legierungen, Formen und Klangqualitäten. Der Gong ist eine Persönlichkeit, der ein vielseitiges und ausdrucksstarkes Klangverhalten zeigt. Die Kraft und die Schwingungen des Gongs werden für die TeilnehmerInnen spürbar, wenn das Insturment im Raum und über dem Körper bewegt wird. Der Gong kann Blockierungen lösen, er liefert mit seiner Kraft Aktivierungsenergie, anstehende Wandlungsprozesse anzugehen.

Die Meerestrommel lädt ein, innere und körperliche Spannungen „wegspülen“ zu lassen, da der Klang - kleine Metallkügelchen werden auf dem Trommelfell bewegt - oft mit dem der Meeresbrandung verbunden wird.

Der „Regenmacher“ ist ein altes, traditionelles Musikinstrument, bestehend aus dem hohen Stamm eines großen Kaktus. Die Stacheln des Kaktus sind nach innen in den Stamm geschlagen. Im Inneren befinden sich kleine Steinchen, die dann den sanften Klang eines leichten Regens erzeugen. Der gleichmäßigen Klang ermöglicht eine tiefe Entspannung. Weich schwingende Klangspiele, die an Kinderspieluhren erinnern, alte tibetische Klangschalen mit langanhaltenden Tönen, kleinere Gongs und einige andere Instrumente werden im Raum gespielt und bewegt. Sie laden ein, das Kraftfeld der Klänge in sich aufzunehmen.

Auf physiologischer Ebene beeinflussen diese Klänge den Herzschlag, den Atemrhythmus, den Blutdruck, die Gehirnwellen auf beruhigende Art und Weise und helfen Schmerzzustände zu lindern.

 Der Klang der Stille

Nach ca. 45 Minuten beendet die Klangtherapeutin ihr Spiel. In der Stille wird einige Minuten nachgespürt, welche Fülle gerade das Nachschwingen enthält. Anschließend gibt es die Möglichkeit, das Erlebte zu malen und später in einem Erfahrungsaustausch zu integrieren. Hier ist die Gruppe eine Hilfe. In einer geschützten Atmosphäre haben tiefere Gefühle und Spontanität Raum und können im Miteinander aufgearbeitet werden. Den eigenen Ängsten und Sehnsüchten Entfaltungsmöglichkeiten geben und auch das Unaussprechliche zu fühlen, trägt zur inneren Stabilität bei. Die Klangtherapie kann sehr tiefe Gefühle auslösen, denn gerade in der Geborgenheit der Klänge kann es passieren, dass sich die Vergangenheit, unerledigte Probleme und Traumata nach vorne drängen. Es liegt in der Kompetenz der Therapeutin, mit den Insturmenten verantwortungsvoll umzugehen und andere Menschen nicht ungeschützt der Kraft der Instrumente auszuliefern. Meist ist die verbale Integration des Erlebten unabdingbar. Die therapeutische Begleitung muss eine sehr klare und stabile sein, wenn sich die Menschen der Musik anvertrauen und ein Stück ihrer üblichen Kontrolle loslassen, mit der sie sonst ihren Alltag bewältigen. So eignen sich die Klangtherapiegruppen mit mehreren Sitzungen gut, eine sichere Atmosphäre des Miteinanders zu kreiieren.

Die eigene Lebensmelodie entdecken

Klangtherapie kann die objektive Realität einer Krebserkrankung nicht verändern, aber sie kann helfen, Bedingungen und Ressourcen zu finden, mit der Situation besser umzugehen.

Der bekannte Psychotherapeut Le Shan sprach in der Krebsbehandlung davon, dass jeder Mensch eine eigene „Lebensmelodie“ hat. Durch die Klangtherapie besteht die Möglichkeit, wieder aufmerksam für die innere Melodie des eigenen Lebens zu werden und mit sich in Kontakt zu kommen. Dann mag ein Wandel eintreten, indem die Betroffenen sich selber mal nicht mehr in der Dimension krank – gesund erleben, sondern die Saiten an sich wiederentdecken, die schwingen, klingen, gesund und lebendig sind, so daß der Lebensmut wiederentdeckt werden kann und die Menschen wieder anfangen, an Gesundung zu glauben.

So scheint die Erfahrung wichtig, dass man auch in sehr kranken Situationen für heilsame Klänge erreichbar sein kann, dass auch sehr geschwächte Körper diese einfach gespielten Töne, diese ursprünglichen Klänge aufnehmen können. Auch in der Sterbebegleitung wird die Klangtherapie als sehr unterstützend und heilsam erlebt.

 Klangtherapie innerhalb der psychoonkologischen Versorgung bedeutet also mit einigen prägnanten Worten zusammengefaßt:

Ermutigung, Entspannung, Entlastung, Raum für Gefühle und Regeneration, Begleitung und Begegnung, sich wieder neu entdecken.

Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an: Dipl. Psych. Kerstin Michel www.zentrum-gesundheitsfoerderung.com

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